Der Glaube - Herr, stärke unseren Glauben!

1. Mai 2024 in Aktuelles


Franziskus: im Glauben überantwortet sich der Mensch Gott als ganzer in Freiheit. Der große Feind des Glaubens: nicht die Intelligenz, nicht die Vernunft, sondern einfach die Angst. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Da antwortete jener und sagte: Wer ist das, Herr, damit ich an ihn glaube? Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder“ (Joh 9,35-38).

Siebzehnte Generalaudienz des Jahres 2024. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Thema der Tugenden und Laster fort. Der Papst wandte sich in der sechszehnten Katechese der ersten der theologalen oder göttlichen Tugenden zu und sprach zum „Glauben“.

Der Glaube sei „jene göttliche Tugend, durch die wir an Gott und an all das glauben, was er uns gesagt und geoffenbart hat und was die heilige Kirche uns zu glauben vorlegt. Denn Gott ist die Wahrheit selbst. Im Glauben überantwortet sich der Mensch Gott als ganzer in Freiheit“ (KKK 1814).

Die Gnade des Glaubens werde bei der Taufe erbeten und durch dieses Sakrament werde sie dem Täufling als erste und wesentliche Gabe des christlichen Lebens zuteil. In den Wechselfällen des Lebens sei der Glaube aber auch von Gefahren bedroht. So tadle Jesus den Kleinglauben seiner Jünger: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4,40). „Bitten wir darum den Herrn, dass er unseren Glauben stärke“.

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„Was ist der Glaube?“, so Franziskus. Der Katechismus der Katholischen Kirche erkläre also unter Berufung auf die Konzilskonstitution „Dei Verbum“, dass der Glaube der Akt sei, durch den sich der Mensch in Freiheit Gott hingebe. In diesem Glauben sei Abraham der große Vater gewesen. Als er sich bereit erklärt habe, das Land seiner Vorfahren zu verlassen, um in das Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen würde, hätte man ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt: „Warum das Bekannte für das Unbekannte, das Sichere für das Ungewisse verlassen?“. Doch Abraham mache sich auf den Weg, als sähe er das Unsichtbare. Und dieses Unsichtbare werde es auch sein, das ihn dazu bringe, mit seinem Sohn Isaak, dem einzigen Sohn der Verheißung, der erst im letzten Moment von der Opferung verschont werde, auf den Berg zu gehen. In diesem Glauben werde Abraham der Vater einer langen Reihe von Kindern. Der Glaube habe ihn fruchtbar gemacht.

Ein Mann des Glaubens sei Mose, der auf Gottes Stimme höre, auch wenn ihn mehr als ein Zweifel erschüttern könne, „und der standhaft blieb und dem Herrn vertraute und sogar das Volk verteidigte, dem es so oft an Glauben mangelte“.

Frau des Glaubens werde die Jungfrau Maria sein, die auf die Ankündigung des Engels, die viele als zu herausfordernd und riskant abgetan hätten, antworte: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du gesagt hast“. Voller Gottvertrauen begebe sich Maria auf einen Weg, von dem sie weder die Wegspuren noch die Gefahren kenne.

Der Glaube sei die Tugend, die den Christen ausmache. Denn Christsein bedeute nicht in erster Linie, eine Kultur mit ihren Werten zu akzeptieren, sondern ein Band aufzunehmen und zu bewahren: mich und Gott, meine Person und das liebenswerte Antlitz Jesu.

Wenn wir vom Glauben sprächen, so der Papst, komme ihm eine Episode aus dem Evangelium in den Sinn: „Die Jünger Jesu überqueren den See und geraten in einen Sturm. Sie glauben, dass sie mit der Kraft ihrer Arme, mit den Mitteln der Erfahrung zurechtkommen, aber das Boot beginnt sich mit Wasser zu füllen und sie geraten in Panik (vgl. Mk 4,35-41)“. Sie merkten nicht, dass sie die Lösung vor Augen hätten: „Jesus ist mit ihnen im Boot, mitten im Sturm, und er schläft. Als sie ihn schließlich aufwecken, verängstigt und sogar wütend, weil er sie sterben ließ, weist Jesus sie zurecht: ‚Warum habt ihr Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?'.

Hier sei also der große Feind des Glaubens: nicht die Intelligenz, nicht die Vernunft, wie manche leider immer wieder zwanghaft behaupteten, sondern eben die Angst. Deshalb sei der Glaube die erste Gabe, die man im christlichen Leben erhalte: „eine Gabe, die man täglich annehmen und erbitten muss, damit sie in uns erneuert wird“. Es scheine ein kleines Geschenk zu sein, aber es sei das Wesentliche: „Als wir zum Taufbecken gebracht wurden, fragte der Priester unsere Eltern nach der Bekanntgabe des Namens, den sie für uns ausgesucht hatten: ‚Worum bittet ihr die Kirche Gottes?‘. Und sie antworteten: ‚Den Glauben, die Taufe!‘“.

Für christliche Eltern, die sich der ihnen geschenkten Gnade bewusst seien, sei dies das Geschenk, das sie auch für das Kind erbitten müssten: der Glaube. Mit ihm wisse ein Vater oder eine Mutter, dass ihr Kind auch inmitten der Prüfungen des Lebens nicht in Angst ertrinken werde. Sie wüssten auch, dass es, wenn das Kind auf dieser Erde keine Eltern mehr habe, weiterhin einen Gott, den Vater, im Himmel haben werde, der es nie verlassen werde. Unsere Liebe sei so zerbrechlich, nur die Liebe Gottes überwinde den Tod.

Natürlich sei der Glaube, wie Paulus sage, nicht jedermanns Sache (vgl. 2 Thess 3,2), und auch wir, die wir gläubig seien, merkten oft, dass wir nur wenig davon hätten: „Jesus kann uns oft vorwerfen, dass wir ‚Kleingläubige‘ sind, so wie er es seinen Jüngern vorwarf. Aber es ist die glücklichste Gabe, die einzige Tugend, die wir beneiden dürfen“. Denn wer den Glauben habe, dem wohne eine Kraft inne, die nicht nur menschlich sei. Der Glaube „pflanze“ nämlich die Gnade in uns ein und öffne den Geist für das Geheimnis Gottes. Jesus sage einmal: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen“ (vgl. Lk 17,6). Deshalb wiederholten auch wir, wie die Jünger, zu ihm: „Herr, stärke unseren Glauben“!

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Gläubige deutscher Sprache, heute gedenken wir besonders des heiligen Josef, der in seinem Leben für die Pläne Gottes offen und bereit war. Sein Vorbild helfe auch uns, im Glauben festzustehen, der uns die Gewissheit gibt, dass der Herr uns immer begleitet.

Die Pilger und Besucher aus Polen grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ich grüße die Polen ganz herzlich. In den Gebeten des Monats Mai vertraut der Gottesmutter eure persönlichen und familiären Angelegenheiten an sowie die Leiden derer, die Opfer von Kriegen sind. Betet für die Kirche, für das Vaterland, für den Frieden in der Ukraine und im Nahen Osten. Möge euch Maria, die Pius XI. vor hundert Jahren als Königin für ganz Polen eingesetzt hat, unterstützen und führen. Ich segne euch von Herzen.

Foto (c) Vatican Media

 


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